“Es ist kein Krieg und kein Schlachtfeld, sondern ein Massaker.” – Redebeitrag vom 12. Oktober 2023

Redebeitrag von Alexandra Bandl zur Gedenkkundgebung anlässlich des 7. Oktober in Leipzig 

Leipzig, den 12. Oktober 2023

„Es ist kein Krieg und kein Schlachtfeld, sondern ein Massaker. Es ist etwas, das ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Es ist mehr wie ein Pogrom in Europa und anderen Orten aus der Zeit unserer Großeltern. So etwas hat es in der jüngeren Geschichte nicht gegeben.“ Dies sind die Worte des israelischen Generalmajors Itai Veruv angesichts der Zerstörung im Kibbutz Kfar Aza. Journalisten aus dem Ausland sollten mit ihren eigenen Augen sehen, was dort am 7. Oktober 2023 geschah – in der Hoffnung, dass die Welt sich diesmal nicht von Israel abwendet. An Kfar Aza werden sich noch Generationen von Juden erinnern. Ähnlich wie Kischinew oder der Farhud steht Kfar Aza nunmehr als Synonym für die bestialische Gewalt, die unseren Geschwistern angetan wurde. Allein aus dem Grund, dass sie Juden sind. In den vergangenen zwei Tagen haben wir Juden in der Diaspora die Schrecken eines Massakers im Stil der 1940er Jahre über unsere Mobiltelefone miterlebt. Wir haben verzweifelt soziale Medien und die Nachrichten verfolgt. Wir haben uns große Sorgen gemacht, dass das nächste Opfer unser Freund, unsere Cousine oder eines unserer Gemeindemitglieder sein könnte.

Wir alle kennen jemanden in Israel und fühlen uns diesem Land zutiefst verbunden, ungeachtet politischer Differenzen. Der jüdische Staat ist und bleibt unsere Lebensversicherung. Es gibt keinen anderen Ort, an den wir gehen können, wenn wir wieder angegriffen werden. Israel scheint weit weg zu sein, aber für viele Juden ist dies nicht der Fall. Selbst Juden, die es normalerweise vermeiden, über Israel zu sprechen, haben sich dieser Tage zu Wort gemeldet. Was Generationen vor uns bereits wussten und was wir nun selbst schmerzhaft erfahren mussten: Juden sind nirgendwo sicher. Nicht einmal in Israel, wo unser Volk massakriert wird. Der Angriff am vergangenen Samstag ist ein Wendepunkt für Israel und alle Juden in der Diaspora. Wir wurden in unserem Sicherheitsempfinden zutiefst erschüttert. Auch wenn uns die offiziellen Gesten der Solidarität bewegen, fühlen wir uns doch isoliert und allein gelassen.

Unerträglich ist vor allem das große Schweigen. Das Schweigen von all jenen, die sonst keine Gelegenheit auslassen, gegen Unrecht aufzubegehren. Während jedoch Terroristen Greise und Säuglinge massakrieren, während sie Familien und damit ganze Welten auslöschten – Stille. Nicht nur das unterlassene Mitgefühl wiegt schwer. Besonders bösartig sind die Reaktionen zahlreicher Medien, die sich angesichts des Massakers um eine möglichst ausgewogene Berichterstattung bemühen. Leon de Winter nannte dies zurecht einen perversen Eiertanz. Der zweckfreie Mord an Juden wird so zu einer legitimen politischen Antwort auf empfundenes Unrecht verzerrt.

Aus Terroristen auf der einen Seite und wehrlosen Zivilisten auf der anderen Seite werden zwei gleichberechtigte Konfliktparteien. So heißt es beispielsweise in einer Petition von Studenten aus Harvard wortwörtlich: „Wir, die unterzeichnenden Studentenorganisationen, machen das israelische Regime für alle sich entfaltende Gewalt verantwortlich." Bereits seit Jahren warnen jüdische Organisationen vor Judenhass auf dem Campus. Dies ist mitnichten nur ein Phänomen in den USA oder in England. Die Hetzer von Ruangrupa wurden für ihre widerlichen Karikaturen auf der Documenta mit einer Gastprofessur in Hamburg belohnt.

Diese Lügen kommen vor allem aus der politischen Linken, aus den Universitäten, von Künstlern, Menschenrechtsaktivisten und feministischen Gruppen. Im Menschenrechtsrat der UN wurde sogar eine Schweigeminute für Gaza abgehalten, an der auch deutsche Diplomaten teilnahmen. Bereits seit Jahren wird vor einer Allianz aus Linken und radikalen Muslimen gewarnt. Das gefährliche an diesem Bündnis ist die Selbstgewissheit, auf der Seite der Unterdrückten zu stehen und für das Gute zu kämpfen. Der Massenmord an Juden wird als legitimer Widerstand gegen Kolonialismus und Rassismus dargestellt. Diese Menschen leben in einer Parallelrealität, die von völlig anderen Moralvorstellungen und Überzeugungen geprägt ist. Ihr Antisemitismus ist so tief in ihrem Bewusstsein verwurzelt, dass sie nicht einmal sehen, wie er ihre gesamte Sicht auf die Welt prägt. Massenvergewaltigungen und enthauptete Säuglinge sind keine „komplexe politische Angelegenheit" mit „Argumenten für beide Seiten". Die Mörder sind damals wie heute Barbaren.

Diese Gewalttaten sind mit keinem moralischen Maßstab zu rechtfertigen, egal wie verschoben dieser ist. Die Hamas macht keinerlei Hehl aus ihren bestialischen Motiven und präsentiert ihre Opfer mit leuchtenden Augen. Sie hätten sich diesen Blutrausch in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Die Euphorie über das Abschlachten von Juden wird nicht umsonst auch auf deutschen, englischen, französischen und amerikanischen Straßen zur Schau gestellt. Die Bilder sind dafür gemacht, um von der ganzen Welt gesehen zu werden. Mit Terrororganisationen und ihren Unterstützern kann es keinen Frieden geben. Die totale Unterwerfung ihres Feindes gehört zu ihrem Wesen. Zu ihren Feinden gehören mitnichten nur Juden, sondern die liberale, westliche Demokratie als solche. Wie viele tote Juden braucht es noch, damit die internationale Gemeinschaft aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht?

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